Der Klostergarten & Heilkräutergarten
„… und Gott, der Herr, ließ aus dem Erdboden allerlei Baume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, … und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren…” (Schöpfungsgeschichte; 1. Mose 2)
Zumindest seit dem heiligen Benedikt von Nursia, dem Begründer des Benediktinerordens (480-547), waren es die Klöster, die Acker- und Gartenbau intensiv zur Selbstversorgung betrieben. Die Mönche und Nonnen haben wohl als die ersten Botaniker vor mehr als 1000 Jahren in ihren Klöstern den Grundstein zu unserer heutigen Gartenkultur gelegt. Der Klostergarten war geboren. Sie übernahmen und bewahrten altes Wissen und entwickelten es weiter, kultivierten die Feldfrüchte und verbesserten die Erträge, mixten Kräuter zu Arzneien, Tinkturen und Elixieren. In dieser Zeit waren die Pflanzen und Kräuter neben Öl, Wein und Salz wichtige Heilmittel und wurden zu Arzneien verarbeitet.
Der Klostergarten des Lebens
Die einzelnen Beete waren dabei oft nach den Wirkungsweisen der Pflanzen angeordnet. Da gab es Beete für Herz und Kreislauf, für Stärkung des Immunsystems, für die Wundbehandlung und für Schmerzen oder auch für Erkrankungen des Magen und Darms. Die Klostergärten brachten aber nicht nur Heilendes für den Körper, sondern als Ort der Ruhe auch für Geist und Seele. Besonders die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179) erkannte die Kraft des Grüns, die Grünkraft (Viriditas), als beruhigende und aufhellende Wirkung für das Gemüt.
Die Grünkraft bezeichnete für Hildegard eine Grundkraft, die der gesamten Natur innewohnt und nach ihrer Ansicht die Grundlage von Heilung ist. Nachdem seit der Zeit der Aufklärung die traditionelle und klösterliche Kräuterheilkunde von Wissenschaft und Forschung immer weniger beachtet wurde, kommt es in den letzten Jahren zu einer Renaissance.
Immer mehr Klöster rekultivieren die alten Gärten, sammeln und trocknen Kräuter, stellen Elixiere, Liköre, Balsame oder Öle her. Und immer mehr Menschen wenden sich wieder hin zu den heilsamen Pflanzen und Kräutern. Der Klostergarten als Quelle natürlicher Schätze.
Kräuterzubereitungen nach alter Klostertradition
Kräuteraufgüsse und Umschläge, Salben und Elixiere, schmackhafte und wohltuende Tonika, die Anwendungen der Kräuterzubereitungen waren und sind vielfältig. Die Kräuterfrauen und -Männer haben die Vorzüge der Kräuter von einer Generation zur nächsten in mündlicher Form weitergegeben. Vieles davon ist verloren gegangen und wird heute neu entdeckt. In den Klöstern wurden die Erfahrungen und Wirkungen der Kräuter aufgeschrieben und weiterentwickelt. Und noch heute wird auf diese Schriften bei der Herstellung von Kräuterzubereitungen zurückgegriffen und damals wie heute wird weiterentwickelt.
Wurde für Balsame als Basis früher Schmalz verwendet, greift man heute lieber zu hochwertigem Olivenöl und reinem Bienenwachs. Olivenöl hat eine ähnliche Fettsäure- Zusammensetzung wie das Fettgewebe der Haut. Daher eignet es sich besonders für die äußerliche Pflege. Bienenwachs wird für die geschmeidige Konsistenz der Balsamzubereitungen verwendet. So entstehen Balsame in liebevoller Handarbeit aus ausgewählten Klostergarten- und Bergkräutern sowie ätherischen Ölen nach alter Klostertradition, wie zum Beispiel im Benediktinerkloster Gut Aich im Salzkammergut. Die Pflanzen und Kräuter stammen dort von den geschützten Klostergärten sowie von den Bergwiesen und -almen des Salzkammerguts. Die Eigenschaften der Kräuter und Pflanzen sind dabei sehr vielfältig.
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Balsame mit natürlichen Kräutern und Pflanzen nach alter Klostertradition
Kräuterbalsame eignen sich zur Hautpflege für unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel zur Lippen- und Nagelpflege, bei trockener schorfiger Haut und auch zu Massagen, u.v.m
Eine der bekanntesten Pflanzen in der Kräutertradition, die insbesondere für die Zubereitung von Salben und Balsamen verwendet wird, ist sicherlich die Ringelblume. Die Ringelblume darf in keinem Kräutergarten fehlen. Sie vermehrt sich meist selbständig und breitet sich schnell aus. Sobald sie blüht, kann sie geerntet und für Aufgüsse und Balsame verwendet werden. Ringelblumenbalsam eignet sich besonders gut zur Hautpflege vor allem bei rauer, schuppiger und trockener Haut. Er kann als fettreicher Allroundbalsam eingesetzt werden, aber auch zur Unterstützung bei verschiedenen äußeren Einflüssen (z. B. Hitze, Kälte, Schlag oder Stoß), er eignet sich zur Lippenpflege, als Schutz vor Witterungseinflüssen, zur Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen, zur Narbenpflege und kann auch für die Kleinkinderpflege verwendet werden z. B. im Windelbereich. Die verbindende Kraft der Ringelblume umhüllt, beschützt und versorgt die Haut auf sanfte Weise.
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Ätherische Öle
Viele Kräuter enthalten ätherische Öle, die durch Destillation gewonnen werden und die ebenfalls sehr wohltuende Kräfte entfalten können. Ätherische Öle sind für den Duft einer Pflanze entscheidend. Abgeleitet von dem griechischen Wort „aither”, das so viel wie Himmelsduft bedeutet, bezeichnet „ätherisch” etwas nicht Fassbares bzw. Flüchtiges. Manche bezeichnen die ätherischen Öle deswegen auch als die , Seele der Pflanze”. Die Eigenschaften einer Pflanze entfalten sich auch durch deren Duft. Die ätherischen Öle, die Duftkraft, sind höchst erstaunlich.
Der Himmelsduft aus dem Klostergarten
Ätherische Öle können mit hochprozentigem Alkohol und Wasser zu Raum- und Mundsprays verdünnt werden. In solchen ätherischen Sprühölen ist die Balance der 4 Urelemente enthalten. Das reine ätherische Pflanzenöl ist die Essenz der Erde. Pures Quellwasser repräsentiert das Element Wasser. Der hochprozentige Alkohol – der Gebrannte – steht für das Element Feuer. Das Element Luft entsteht durch das Sprühen und schließt so den Kreis. Solche Sprühöle enthalten zwischen 0,1 % und 0,2 % ätherisches Öl in einer Alkohol-Wassermischung und sind ideal zum Besprühen und Beduften von Räumen, auch Schlafräumen, des Kopfkissens sowie zur Verwendung als Mundspray. Wie zum Beispiel das Salbeiblütenöl.
Die ätherischen Öle können in Form von Aromatherapie oder Aromapflege ihre guten Eigenschaften entfalten. Wichtig aber ist, dass nur mit 100 % naturreinen ätherischen Ölen gearbeitet wird. Was lange Zeit als altmodisch und unwissenschaftlich galt, wird heute durch Forschung und Wissenschaft immer mehr bestätigt. So weiß man heute, wie gut das sonnige Johanniskraut tut um die Stimmung zu erhellen oder um die Eigenschaften von Baldrian als Beitrag zu mehr Gelassenheit. Ersetzen Kräuter und Pflanzen auch nicht den Arzt oder ein standardisiertes Arzneimittel, so können sie doch ihre wohltuenden Eigenschaften auf sanfte Art entfalten und unser Wohlbefinden unterstützen.
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Pater Dr. Johannes Pausch OSB, em. Prior des Europaklosters Gut Aich
Mag, Martina Gantioler, Redaktion