Das rechte Maß
Eine gesunden Lebensordnung und heilende Rhythmen
Eine durch uralte Erfahrung gestützte Regel lautet:
Krankheiten treten dann auf, wenn im Leben des Menschen die innere oder äußere Ordnung gestört ist. Und Heilung besteht darin, diese Ordnung wiederherzustellen. In unserer heutigen Spaßgesellschaft wird das rechte Maß weitestgehend abgelehnt. Das Verständnis von Freiheit, die kaum noch Grenzen und Rücksichten gegenüber anderen kennt, wollen die meisten keine allgemein gültigen Regeln mehr einhalten. Ordnung empfinden sie als Korsett, das ihr Denken und Handeln unnötig einengt. Sie meinen: „Ich kann tun, was ich will” – und weisen es von vorn herein als Eingriff in ihre Rechte zurück, wenn sie sich in eine Ordnung einfügen sollen.
Der Sinn der Ordnung & das rechte Maß
Doch Ordnung ist etwas anderes. Erst wer sich bewusst in eine Lebensordnung hineinstellt, ist ein wirklich freier Mensch. Sich in eine vernünftige Lebensordnung einzufügen, verringert nicht den Handlungsspielraum, sondern gibt Freiheit, Sicherheit und Vertrauen. Ordnung ist das rechte Maß zwischen zu engen Grenzen einerseits und ungezügelter Freiheit andererseits. Innerlich kann der Mensch Ordnung schaffen, indem er bewusst nach den Werten lebt, die für ihn wichtig sind. Entsprechend gestaltet er seine Beziehungen – zu Menschen, zu Dingen, zur Schöpfung und zu Gott.
Der Zusammenhang zwischen Lebensrhythmus, Gesundheit und Krankheit wird heute von kaum jemandem mehr bestritten. Wenn der Rhythmus nachhaltig gestört ist, wird der ganze Mensch krank. Aber was ist eine Rhythmus Störung im Leben? Das Leben des Menschen wird bekanntlich von verschiedenen Rhythmen bestimmt: vom Rhythmus des Herzens und des Atems, von Schlafen und Wachsein, von Bewegung und Ruhe, von Anspannung und Entspannung, von Arbeit und Erholung, von den Mahlzeiten und auch vom Rhythmus der Schöpfung, den die Menschen besonders in den Jahreszeiten erleben.
Auf seinen Rythmus achten
Ziel ist es seinen eigenen Rhythmus zu finden, auf ihn zu hören, ihm zu folgen, denn er ist der Ursprung in der verlorenen Lebensordnung. So ist das ganze Leben sozusagen ein zusammenhängender Rhythmus, der im rechten Maß ausbalanciert sein sollte. Das „rechte Maß” gilt dabei in vielen Weisheitslehren, auch beim Heiligen Benedikt, als eine Lebensregel, die dem Menschen Gesundheit und Lebenskraft schenkt.
Rhythmus entsteht durch Beziehungen. Sie berühren die Seele – gleich ob es nun Beziehungen zu anderen Menschen sind oder zu Dingen, zu einem Baum oder zum Kieselstein, zu einem Vogel oder zum Mond.
Mit jeder Beziehung überschreitet der Mensch seine eigenen Grenzen und kommt mit anderen Seelen in Berührung – das ist der Anfang der Transzendenz, die zum Ursprung allen Lebens führt. So ist diese Erfahrung dann mehr als bloße Selbsterkenntnis.
In Anlehnung und mit ausgewählten Auszügen aus dem Buch “Gesundheit aus dem Kloster, Altes Heilwissen für Körper, Geist und Seele”, einem Buch von Pater Dr. Johannes Pausch OSB, Europakloster Gut Aich, St. Gilgen – und Gert Böhm.